Bewertungen im Internet

Der gute Ruf einer Firma gehört zu den wichtigsten Vermögenswerten. Der Ruf einer Firma entsteht heute zunehmend durch das, was im Internet veröffentlicht wird?
Ich könnte denken: „Mein Betrieb lebt von den Stammgästen, von der Generation, deren Leben noch nicht vom PC geregelt wird. Das mache ich noch ein paar Jahre und dann kann die nächste Generation sich um diese, um ihre Probleme kümmern, ich bin da raus.“ Aber ich kann es nicht lassen und mache mir Gedanken zu diesem Thema, welches unsere Branche in der Zukunft wohl bestimmen wird.
In Internetforen kann man lesen: „Ein paar schlechte Kommentare über angeblich schlechte Erfahrungen beim Aufenthalt in einem Hotel oder einem Restaurant auf einem der entsprechenden Internetportale reichen, um einen gut geführten Betrieb in den wirtschaftlichen Ruin zu führen. Gerüchte, Verleumdungen und üble Nachreden werden teilweise mit gezielten Angriffen, teilweise auch durch nachlässiges Handeln gestreut. Ist diese schlechte Saat im Internet erst einmal gestreut, ist der Anfang vom Ende besiegelt.“ Aha! Die Frage ist, wer handelt nachlässig? Der Kunde, dem irgendetwas missfiel und der dann ganz empört, selbstbewusst und schnell entschlossen alles schlecht schreibt? – Oder der Betrieb, der sich darum nicht kümmert, alles hinnimmt und damit unprofessionell ist? – Wohl beide!
Da die Zeit nicht stillsteht und insbesondere die Kunden von morgen den Web Boom nicht aufhalten können, bieten sich jetzt ganz neue Berufs- und Betätigungsfelder. Nicht nur zahlreiche spezialisierte Anwälte und Detektive, nein, zunehmend mehr Bewertungsfirmen bieten Ihre Dienste an. Zu Recht stellt sich die Frage, wer das alles bezahlen soll? Holidaycheck, Travelscout24, Booking.com, TUI.com, Tripadviser, Kurzurlaub.de, Hotel.de, Hotelreservierung.de, ab-in-den-uraub.de, HRS, trivago, Google+, Hotel.com, *QYPE, Wild-east, Zimmer.im-web.de, … sind nur einige dieser Bewertungsportale, gesteuert werden diese vom Hotelnavigator, Qcheck, …. „Wir kümmern uns um Ihren Betrieb.“ Wir sorgen für gute Bewertungen.“ „Wir sorgen für sehr viele Bewertungen.“ „Wir sorgen dafür, dass (fast) alle Gäste Sie bewerten, auch und insbesondere die zufriedenen Gäste, die eher weniger bewerten, als die, die etwas zumeckern gefunden haben.“ „Wir eleminieren schlechte Bewertungen.“ „Wir schreiben Spitzenbewertungen.“ „Wir löschen alles, was nicht gefällt.“ „Wir beobachten das Netz.“ „Monitoring!“ „Wir klagen an: Rufmord, Verleumdung und üble Nachrede.“ „Bestellen Sie Rufmord bei uns.“ „Wir verklagen auf Schadenersatz durch Anklage nach §186 StGB oder § 187StGB.“-  Tolle Angebote, tolle Welt! Oder?
Letztens habe ich bei Amazon eine Glühbirne, nein, ein „LED Leuchtmittel“  erworben und sollte dann das Produkt im Netz bewerten. Ich war unsicher. Erst wollte ich nichts schreiben, keine Zeit und wer bezahlt mich dafür denn? Dann wollte ich schreiben, dass LED Leuchtmittel ein unangenehmes Licht erzeugen, viel zu teuer sind, dauerhaft die Leuchtkraft nachläßt, viel zu teuer sind und häßlich aussehen. Das habe ich dann doch nicht geschrieben. Ich schrieb dann, dass ich das toll finde, dass LED Leuchtmittel nur 10 % der Energie einer alten Glübirne verbrauchen, dass sie damit das Weltklima schützen, Deutschland unabhängig von den russischen Gaslieferungen und vom arabischen Öl machen, damit die Gefahr von Kriegen reduzieren und gab dann die volle Punktzahl. Hm, man kann alles so und so sehen. Auf alle Fälle ist es wohl stets besser erst nachzudenken und dann zu bewerten oder es lieber ganz zu lassen. Die Welt ist doch keine Schule! Oder? (BF)